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PatInnen
- PatInnen erzählen
Ursula und Andreas
PatInnen von Mohammad aus Afghanistan
Warum übernahmen wir eine Patenschaft? - Es gibt so viele Gründe, man kann sie nicht alle anführen – deshalb stellvertretend nur einer: der zweite Weltkrieg und seine Millionen von Flüchtlingen, die es aus welchen Gründen auch immer – einer davon Unmenschlichkeit und unterlassene Hilfeleistung – nicht geschafft haben, zu überleben. Und unser Wissen darum, das all das allzu rasch in Vergessenheit gerät, und unsere Hochmütigkeit, dass uns so etwas nicht mehr passieren kann – wirklich nicht?
Unsere Patenschaft hat eine auch durch Mohammad beeinflusste Entwicklung durchgemacht: Vom anfänglichen, sicher auch übereifrigen Bemuuml;hen, ihm alle Steine aus dem Weg zu räumen, damit er mal Boden unter den Füßen bekommt und beginnen kann, darauf aufzubauen bis zu einem Punkt, an dem wir eher erwarten, dass er sein Leben in die Hand nimmt und man sich bei auftauchenden Problemen auf seine Initiative hin gemeinsam anschaut, wie man zu Lösungen kommt. Denn unsere Entscheidungen für ihn sind von unseren Vorstellungen, was denn nun das Beste wäre, geprügt und müssen nicht zwingender Weise die richtigen für ihn sein. Der Entschluss, in ein eigenes Zimmer zu ziehen, ist ein erster Schritt in diese Richtung. Wir halten ihn für verfrüht, bewundern aber, dass er sich, obwohl er noch keine Arbeit hat und die Schule noch nicht fertig ist, darüber traut.
Unsere anfänglichen Erwartungen einer 'Schön-Wetter-Patenschaft' waren vollkommen verfehlt. Die Realität eines Jugendlichen in Mohammad's Lage schaut anders aus. Nur wie er es ohne Patenschaft bzw. Menschen, die ihm helfen (so wie in Mohammad's Fall im Burgenland), so weit geschafft hätte, ist uns völlig r&auuml;tselhaft. Deshalb wünschen wir dem Projekt noch viele neue PatInnen und viele neue Geldgeber - jeder Flüchtling bräuchte jemanden an seiner Seite.
Aus: Annäherungen. Junge Flüchtlinge und ihre PatInnen erzählen, Mandelbaum Verlag, 2006